Pentax K70 Test auf Usedom

Die Kameratasche für den Urlaub war bereits gepackt. Zwei Canon-Kameras sollten mich in den Ostseeurlaub auf Usedom begleiten. Doch natürlich kommt es anders.
Kurz vor Reiseantritt erhielt ich die Möglichkeit, eine Pentax-K70 zu testen. Bereits seit einigen Monaten begleitet mich eine Kamera aus dem Hause Pentax. Die kleine Pentax MX-1 war ein Spontankauf, den ich bisher nicht bereut habe. Ich habe mehrfach darüber berichtet.
Die Pentax K70 ist eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR). Von dieser Kameragattung hatte ich mich in den letzten Jahren zusehends entfernt. Zu vorteilhaft sind zwischenzeitlich kompakte Spiegellose, die teilweise identische Sensoren verbaut haben und dementsprechend vergleichbare Qualität bei kleineren Abmaßen liefern. Die elektronischen Sucher von Systemkameras sind bereits auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Während der unverfälschte Blick durch die Spiegelreflexkamera naturgemäß keine Trägheit besitzt, überzeugen elektronische Sucher heute mit niedriger Latenz und einer kompletten Vorschau, die Weißabgleich und Belichtungskorrekturen beinhalten. Wie man (im wahrsten Sinn des Wortes) sieht; ist es letztlich eine persönliche Entscheidung für welches System man sich entscheidet.
Nachdem sich seit einiger Zeit auch wieder eine vollformatige DSLR in meinem Besitz befindet, stand ich der Pentax K70 kritisch, aber nicht voreingenommen, gegenüber. Dies sollte sich als gute Voraussetzung erweisen.

Die Pentax K70 ist eine Kamera mit einem APS-C-Sensor. Ihr wird nachgesagt, sie biete in der aktuellen Pentax-Serie das beste Preis-Leistungsverhältnis. Und wirklich finden sich in der Leistungsbeschreibung der Kamera fast alle bildqualitätsrelevanten Merkmale der teureren Schwestermodelle aus dem Hause Pentax wieder. Im Praxistest interessierten mich die technischen Daten jedoch nicht. Ich wollte herausfinden, wie sich die Kamera im wirklichen Fotoleben schlägt.

Die K70 ist im Gegensatz zu meiner Canon 5D II geradezu winzig. Den relativ geringen Abmaßen steht jedoch ein verhältnismäßig hohes Gewicht entgegen. Dies liegt hauptsächlich am gut verarbeiteten Gehäuse mit zusätzlichen Dichtungen. Diese schützen das Kamerainnere vor Staub und Spritzwasser. Die Kamera kann somit bedenkenlos bei Regen einsetzt werden. Aus diesem Grund war sie im Urlaub auch an Tagen mit Regenaussicht mein ständiger Begleiter, obwohl sie letztlich keinen Regentropfen gesehen hat. Es ist ein gutes Gefühl, auf diese Situationen vorbereitet zu sein. So fototechnisch entspannt war ich das letzte Mal mit meiner sturzsicheren und wasserdichten Nikon AW1.

Für Sportaufnahmen ist ein schneller Autofokus notwendig. Die Kitesurf-Masters auf Usedom boten eine gute Gelegenheit, diesen zu testen. Im Zusammenspiel mit dem Zoom-Objektiv, einem HD PENTAX-DA 16-85mm f/3.5~5.6 ED DC WR, traf der AF der K70 schnell und zuverlässig.

Mit dem verwendeten Objektiv ist die Kamera etwas kopflastig. Bei Verwendung des mitgelieferten Kameragurts hängt diese Kombi leider etwas traurig mit dem Objektiv herab am Hals. Ich habe mich für eine Handschlaufe entschieden. Mit dem kurzen Gurt konnte ich die Kamera gut in einer mittelgroßen Kameratasche transportieren.

Die Bildvorschau auf dem rückseitigen Display lies bereits vermuten, dass die K70 scharfe Aufnahmen liefert. Am heimischen PC staunte ich dann aber nicht schlecht. Die RAW-Bilder waren beeindruckend scharf und lösten auch keinste Details auf. Meine Sony NEX7 besitzt ebenfalls einen 24MP-Sensor. Ob nun Sensor oder Kit-Objektiv der Sony; die Bilder der Pentax K70 sind verglichen mit der bereits sehr guten Sony noch einmal schärfer und detailreicher. Dies wird zumindest in der 100-Prozent-Ansicht erkennbar. Über den Sinn und Unsinn von Pixelpeeping möchte ich an dieser Stelle lieber nicht weiter diskutieren.

Bevor jetzt der Eindruck entsteht, ich würde die Pentax K70 aufgrund der kostenlosen Testmöglichkeit übermäßig loben, kommen wir zum Thema ISO-Empfindlichkeit. Und hier soll die K70, wenn man einschlägigen Berichten und Foren glaubt, besonders punkten. Überraschenderweise kann ich gerade dies nicht uneingeschränkt unterschreiben.

Während abendliche Strand-und Sonnenuntergangsfotos einwandfrei abgebildet wurden, brachten andere Aufnahmen in der Dämmerung bei ISO 6.400 bereits sichtbares Bildrauschen. Zwar liegt es im Vergleich zu meinen eigenen APS-C-Kameras auf einem hohen Niveau; es ist aber nicht die von einigen Berichten gelobte gnadenlose Rauschfreiheit. Diese hatten meine Erwartungen zu Unrecht in die Höhe geschraubt. Es bleibt zu berichten, dass der Sensor der K70 auch mit wenig Licht gute Ergebnisse liefert. Wer noch bessere Ergebnisse benötigt, sollte zu vollformatigen Spezialisten wie der Sony A7S greifen.

Ein weiterer Wermutstropfen ist das Thema Video. In den letzen Monaten entstanden die meisten meiner Videos mit dem Smartphone. Dies sollte sich auch in diesem Urlaub nicht ändern. Obwohl die Pentax sogar ein externes Mikrofon verwenden kann, hinterläßt der Autofokus im Videobetrieb einen durchwachsenen Eindruck. Bei meinen Aufnahmen pumpte der Autofokus zu sehr. Die Gesichtserkennung, die im Fotobetrieb einwandfrei funktioniert, arbeitet unter Video nicht fehlerfrei. Vielleicht hätte ich mit mehr Übung noch bessere Ergebnisse erzielen können. Da Video aber nicht mein Hauptaugenmerk war, habe ich es bei den wenigen Versuchen belassen.

Der Urlaub ist vorbei. Die Kamera ist bereits wieder bei Ricoh/Pentax.

Vermisse ich die Kamera bereits? Würde ich sie mir kaufen?

Wer das Prinzip Spiegelreflex mag und auf Video verzichten kann, bekommt für ca. 700,- Euro eine leistungsstarke und robuste Kamera (Body). Der stabilisierte Sensor bleibt in der Spiegelreflexwelt meines Erachtens weiter Pentax vorbehalten. Damit können auch ältere Objektive ohne eigenen Stabi problemlos verwendet werden.

Ich selbst habe aktuell keine „Kameralücke“, die den Kauf einer Pentax K70 rechtfertigen würde. Mit der analogen Pentax MX besitze ich bereits eine Kamera mit klassischem Design aus dem Hause Pentax. Ich muss zugeben, dass mir das APS-C-Flagschiff Pentax KP rein äußerlich mehr zusagt. Diese Liebhaberei würde mit ca. 1.000,- EUR Straßenpreis für den KP-Body noch einmal deutlich teurer ausfallen.

Wer eine sehr gute Spiegelrelexkamera zum Fotografieren sucht, sollte sich neben den bekannten Modellen aus dem Hause Nikon oder Canon unbedingt auch die Pentax K70 ansehen!

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Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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