#2Fotos1Bild (Doppelbelichtung)

Es gab fotografisch relevante Momente, an die ich mich lange erinnern werde. Zu gern wäre ich auch bei dem Dialog zwischen der Fotoverkäuferin und
Hartmut Gräfenhahn anwesend gewesen:

Verkäuferin:
„Es tut mir leid, beide Filme sind verdorben! Beide Filme sind doppelt belichtet worden und es ist kein einziges brauchbares Bild drauf.“

Hartmut Grafenhahn: „
Toll, genauso sollte es sein!

Hartmut stellte mir das Projekt in einer Phase vor, in der ich mich vorsichtig der analogen Fotografie näherte. 20 Jahre lang hatte ich von analogen Filmen die Finger gelassen. Aber man wird älter und erinnert sich gern an die eigenen unbekümmerten Fotoanfänge. Ich wollte es einfach wieder analog probieren.

Die Doppelbelichtung kam als neue Herausforderung sehr recht. Half sie doch, auch bei diesen speziellen Aspekten, mehr über die analoge Fotografie wiederzuentdecken.

Der digitale Testlauf, ich hatte darüber berichtet, verlief vielversprechend. Nach zwei Filmen und 72 Aufnahmen (hinzugezählt werden müssen noch die Auslösungen von Hartmut) wartete ich gespannt auf das Ergebnis.

Dieses war dann doch … … überraschend anders als erwartet.

Die analogen Fotos unterscheiden sich deutlich vom digitalen Testlauf.

Waren auf der digitalen Mischung meist beide Motive zu erkennen, dominiert auf dem analogen Material meist das Bild eines Fotografen. Dies, obwohl die Digitalfotos nicht einfach überlagert, sondern additiv vereint wurden. Dies sollte in der Theorie auch dem analogen Material entsprechen. Die Praxis sah aber anders aus. Das „Abenteuer Film“ sorgte auch hier für Überraschungen.

Auf vielen Bildern bleibt die zusätzliche Belichtung als solche auf den ersten Blick verborgen. Zusätzliche Motive und Strukturen verwirren den Blick.

Ich habe auf dem Bildmaterial mit verschiedenen Bearbeitungsmethoden experimentiert. Die Farben des FujiColor-Films sind brilliant; einigen Fotografen bereits zu gesättigt. Ich mag diese kräftigen Farben. Doch erst bei der Wandlung in schwarz/weiß und Steigerung des Kontrastes bekamen die Bilder in meinen Augen die richtige Balance zwischen konkurrierenden Motiven und einer gemeinsamen Harmonie.

Eine weitere Besonderheit unserer Doppelbelichtung ist der Versatz der Bilder. Der Versatz entstand, da die Filme jeweils neu in die zweite Kamera eingelegt wurden. Das Rückspulen eines belichteten Films ist im Übrigen sehr spannend, wenn man ihn nicht versehentlich komplett in die Dose zurückziehen darf. Der Film sollte schließlich ein zweites Mal eingesetzt und zum Einsatz kommen.

Der Einsatz einer Panorama-Kamera in Berlin sorgte für weiteres „Format-Chaos“; mehr Zufall geht kaum. Aus diesem Grund sind im Gegensatz zu den Digitalbildern selten zwei Aufnahmen überein. Dieses Element zwang mich, meinen Bildausschnitt zu überdenken. Ich entschied mich für eine quadratische Form.

Meine Belichtungen entstanden mit einer Pentax MX und einer Pentax ProgramA. Auf beiden Kameras kamen Objektive mit 28 und 50 mm Brennweite zum Einsatz.

Ich bin, Hartmut Gräfenhahn, dem engagierten Fotografen aus Berlin und Initiator dieses Projekts, für diese Erfahrungen sehr dankbar. Und da Erfahrung bekanntlich klug macht, würden wir bei einer Fortsetzung wahrscheinlich einige Sachen anders machen. Hier berichtet er auf seiner Seite über das Projekt.

Mich interessiert sehr, wie diese Bilder auf andere Betrachter wirken. Über einen Kommentar auf den Blogs der Mitwirkenden würde ich mich sehr freuen.

Ein Kommentar von Hartmut Gräfenhahn:

Fotoprojekte, und vor allem die, die zusammen mit anderen Fotografen gemacht werden, faszinieren mich. Man ist – im positiven Sinne gesehen – gezwungen, eigene eingetretende (fotografische) Pfade zu verlassen und lernt neue Wege und Sichtweisen kennen. So auch nun bei dem Doppelbelichtungsprojekt mit Mario. Ich war auf die Ideen und Reaktionen von Mario gespannt und wurde nicht enttäuscht.
Die fotografischen Ergebnisse waren überraschend, weil nicht so ganz erwartet. Auf der einen Seite gab es die „geplant ungeplanten“ Bilder mit interessanten Bildkompositionen, auf der anderen Seite deutlich mehr Ausschuss als erwartet. Aber das gehört dazu. Unerwartet war für mich die zeitliche Länge des gemeinsamen Fotoprojekts. Berufliche Stressphasen, Urlaube, Familie und andere Prioritätensetzungen sorgten für eine fast fünfmonatige Projektdauer. Aber vieleicht bin ich manchmal auch zu ungeduldig.
Uns stand mit den doppelt belichteten Negativen das gleiche Ausgangsmaterial zur Verfügung. Auch hier lauerte die nächste Überraschung. Mario wählte zwar erwartungsgemäß andere Bildausschnitte, setze sie aber konsequent in Schwarz-weiß um. Mich als eingefleischten S/W-Fotografen überraschtes es dann im Nachherein, da ich selbst die Bilder intuitiv farbig umsetzte.
Was könnte in einer eventuellen zweiten Phase aus meiner Sicht anders gemacht werden? Vielleicht sollte den Zufall etwas auf die Sprünge geholfen werden und z. B. mehr grafische und inhaltlich reduzierte Motive (nach dem Motto „Weniger ist mehr“) auf den Film gebannt werden.
Wie Mario freue ich mich auf Kommentare und Verbesserungsvorschläge.

Fotos von ihm sind auf seiner Seite zu entdecken.

Hier eine Auswahl meiner Bilder:

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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