Doppelt hält besser

„Mach es zu Deinem Projekt!“ ist der Werbespruch eines Baumarktes. Auch in der Fotowelt gibt es interessante Projekte, die zeitlich befristet oder fest im Umfang definiert, zu verfolgen sind. So läuft beispielsweise das Kuhjahr von Jörg Langer. Ein Jahr lang stellt er jeden Tag ein Foto aus der Leica Q online. Auch Gabi Heinrich und Hartmut Gräfenhahn bewiesen mit ihrem Projekt 2x365hipstamaticdays Durchhaltevermögen.

Während ich solche Umsetzungen gern verfolge, stehe ich diesen oft langfristigen Aufgaben als eigene Aufgabe sehr skeptisch gegenüber. Zu schnell kann aus Freude am Fotografieren Frust am Zwang werden.

Als mich Hartmut Gräfenhahn vor einigen Tagen auf ein neues Projekt ansprach, war ich jedoch sofort begeistert. Das Thema lautet „analoge Doppelbelichtung“.

Wir haben vor, analoge Filme doppelt zu belichten. Das heißt, wir werden zwei Bilder bei reduzierter Belichtung auf einem Stück Filmmaterial machen.

Bewusste Doppelbelichtungen werden von einigen Fotografen als kreatives Stilelement verwendet. Dabei gestaltet der Fotograf die Motive seiner Doppelbelichtung sehr bewusst.

Wir werden jedoch unabhängig und fern voneinander fotografieren. Unsere Filme werden wir vor der zweiten Belichtung miteinander tauschen. Somit bekommt das Ganze ein Zufallselement. Wir wissen nicht, welche Motive unser Fotopartner bereits auf Film gebannt hat. Damit es zu keinen Überbelichtungen kommt, reduzieren wir die Belichtung jeweils auf die Hälfte.

Das Projekt „Doppelbelichtung“ (vielleicht bekommt das Kind auch noch einen richtigen Namen) hat begonnen. Wir werden nach Abschluss darüber berichten.

Im Vorfeld haben wir, um etwas Gefühl für die Sache zu entwickeln, einen digitalen Test durchgeführt. Dazu haben wir unabhängig voneinander jeweils 10 unterschiedliche Bilder mit einer festen Nummerierung aufgenommen und diese zeitgleich ausgetauscht. Das Ergebnis des Zusammenspiels haben wir digital (mit der Bildbearbeitungssoftware GIMP) zusammengeführt. Sehr interssant war hierbei die Erkenntnis, dass die beiden Bilder nicht einfach übereinanderlegt werden dürfen. Bei einer analogen Doppelbelichtung vermischen sich die beiden Bilder auch nicht einfach. Vielmehr addieren sich die jeweiligen Bilder zu einem Ganzen. Hierzu leistet der Ebenenmodus „Addieren“ nach Reduzierung der Helligkeit beider Bilder auf je 50 Prozent gute Arbeit.

Bereits im Probelauf entstanden so interessante Bilder (das Ergebnis jeweils noch bearbeitet):

Der digitale Probedurchgang hat großen Spaß gemacht und wertvolle Hinweise für die Gestaltung des analogen Echtlaufes gegeben. Wir sind sehr gespannt, wie sich die analogen Ergebnisse von ihrem digitalen Vorläufer unterscheiden.

Wie gefallen Euch die digitalen „Mischlinge“? Habt Ihr bereits ein ähnliches Projekt erfolgreich durchgeführt? Wir freuen uns auf einen Kommentar.

Update: Hier die analogen Ergebnisse: https://linsen-suppe.de/blog/2fotos1bild/

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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