Nikon AW1 und die Ostsee

Sand und Salzwasser sind nicht die besten Freunde von Kameras. Salzkristalle und Sandkörner findet man auch Wochen nach dem Strandurlaub in allen möglichen Gegenständen und Urlaubssachen. Besonders ärgerlich ist es, wenn diese nicht zu unterschätzenden Mitbringsel ihren Weg in Kamera, Objektiv oder Kratzer auf selbigen gefunden haben.

Als Leica vor wenigen Monaten das Modell X-U herausbrachte, staunte ich trotz vorhersagenden Gerüchten nicht schlecht. Der Hersteller hatte die X-Serie um eine widerstandsfähige Outdoorkamera für Unterwasser und „harten Einsatz“ herausgebracht.

Für diese Zwecke hatte ich bereits meine kleine Sony TX30 angeschafft. Zwischenzeitlich hat sich die Kleine als robuste Unterwegskamera und Reserve durchgesetzt. Neben ihrem Platz in der Fahrradsatteltasche findet sie auch immer öfter den Weg in die Handtasche meiner Frau. Mit Zoom (26-135mm KB) und ein paar Extrapixeln (18MP) setzt sich der kleine Fotoapparat qualitativ deutlich von unseren Smartphonekameras ab.

Trotzdem sind die bildtechnischen Möglichkeiten durch den kleinen Sensor und die fehlende RAW-Ausgabe beschränkt. Für viele Fälle ein ausreichender Kompromiss. Den Satz mit der besten Kamera und dem „dabeihaben“ spare ich mir an dieser Stelle mal.

Als die Leica X-U dann auf den Markt kam, war ich von Preis und Design sehr enttäuscht. Mit 3.200,- EUR und einem hässlichen Buckel in Form eines Blitzlichtes auf dem Objektiv verpuffte mein Interesse an dem interessanten Konzept sofort.

Kurz vor dem diesjährigen Urlaub auf Usedom kam die wiederkehrende Frage auf, welche Kamera den Weg in die Fototasche finden sollte. Stand, Fahrradtouren und eventueller Regen sprachen für die kleine Sony. Gegen die Kamera sprechen die oben genannten Einschränkungen. In diese Überlegung platzte dann ein Sonderangebot einer Nikon AW1. Diese Kamera hatte ich bereits länge Zeit „im Blick“. 15 Meter Wassertiefe machen der Kamera ebenso wenig aus wie ein Fall aus 2 Meter Höhe. Ein größerer Sensor, die Möglichkeit eines Objektivwechsels, GPS und eingebauter Kompass machen den Apparat zu einer bezahlbaren Alternative zu Sony TX30 und gar Leica X-U. Der ursprüngliche Preis von ca. 1.000,- EUR hatte mich immer wieder abgeschreckt. Bei einem Hammer-Angebot schlug ich dann aber zu.

Immer wieder liest man über die Nikon 1 – Serie, dass sie zwar schnell sei; eine „richtige“ DSLR könne sie jedoch nicht ersetzen. Dies machte mich sehr neugierig.

Um es kurz zu machen. Die Nikon AW1 hat sich sehr gut geschlagen. Während des gesamten Urlaubes habe ich mir keine Sorgen um meine Kamera machen müssen, während ich sie am Strand, Wasser oder im plötzlichen Regenschauer nutzte. Wenn sie verdreckt war, habe ich sie am Abend einfach unter einem lauwarmen Wasserstrahl abgewaschen.

Das geschützte Objektiv hat eine Brennweite von 11 – 27.5 mm. Auf das Kleinbild umgerechnet entspricht dies ca. 30 – 75 mm. Mit diesem Bereich kam ich sehr gut aus. Nur ein oder zwei Mal hätte ich mir ein paar Millimeter Weitwinkel mehr gewünscht. Natürlich kann man alle Objektive der Nikon 1 – Serie an der Kamera verwenden. So steht für mehr Weitwinkel auch das Nikkor 6,7-13 (18 – 35 mm am KB) zur Verfügung. Doch damit würde die Kamera Ihre Wind-und-Wetter-Vorzüge verlieren.

Ein paar Bilder abseits des Familienalbums sind hier zu sehen. Alle Bilder sind verkleinerte JPGs OOC; sind ggf. im Bildausschnitt bearbeitet:

Fazit

Ich bin mit der Bildqualität und dem Handling der Nikon AW1 sehr zufrieden und werde diese vorerst behalten. Durch den günstigen Kaufpreis hatte ich durchaus an einen schnellen und verlustfreien Verkauf nach dem Urlaub gedacht.

In meinen Augen kann die Kamera in vielen Fällen eine „Große“ durchaus ersetzen, mindestens aber sehr gut ergänzen. Die technischen Daten der Kamera kann man schnell im Netz finden. Persönlich möchte ich noch diese Aspekte anführen:

Pro:

– wasserdicht und stossfest
– 1 Zoll – Sensor (Sensorgröße wie zum Beispiel Sony RX100)
– superschneller AF
– hohe Serienbildgeschwindigkeit bis 60B/s !!!
– Full-HD-Video mit 30B/s

Con:

– kein elektronischer Sucher
– wasserdichte Objektive besitzen keine Stabilisierung

Aufgenommen mit:

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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