Ein Raspi-Monat – Betriebssystem

Ein Raspberry Pi ist vielseitig. Bereits bei der Wahl des Betriebssystems habe ich die Qual der Wahl. Geeignete Systeme für ARM-CPUs gibt es viele. Neben gängigen Linux-Distributionen stehen weitere Betriebssysteme zur Verfügung. Statt RISC OS oder einem BSD-Derivat (UNIX) kann sogar Windows für ARM installiert werden.

In den meisten Fällen kommt das originale Raspberry PI OS zum Einsatz. Das Linux-System basiert auf Debian und ist für die kleine Raspi-Platine optimiert. Da ich allerdings die grafische Oberfläche von Ubuntu-Linux in der Standardinstallation optisch ansprechender finde, versuche ich es zunächst mit dem Ubuntu Desktop in der 64Bit-Version. Die Einrichtung ist denkbar einfach. Für Windows, Linux und Mac gibt es jeweils das Imager-Tool. Mit diesem Programm wird die microSD des Raspis mit einem auswählbaren Betriebssystem betankt. Das ist auf jeden Fall bequemer, als sich von den Quellen des jeweiligen Betriebssystem selbst ein passendes Image zu suchen, herunterzuladen und auf Karte zu kopieren.

Verschiedene Betriebssysteme stehen im Imager zur Auswahl

Mit einer proprietäre 32Bit-Anwendung, auf die ich leider angewiesen bin, macht Ubuntu erste Probleme. Der Ubuntu-Desktop ist nur als 64Bit-Version verfügbar. Trotz nachinstallierter Komponenten zur Ausführung von 32Bit-Applikationen verweigert die Software Ihren Dienst. Mit etwas Recherche hätte ich das Problem sicherlich lösen können. Linux und die Konsole sind mir nicht fremd. Damit es nicht schon am Anfang zu kompliziert wird, wechsele ich kurzerhand auf die 32Bit-Raspberry pi OS-Version.

Damit gibt es keine weiteren Probleme. Zwar adressiert die 32Bit-Version nicht mehr als 4GB Arbeitsspeicher. Da ich „nur“ den 4GB-Raspi habe (es gibt auch eine 8GB-Version) ist dies verschmerzbar. Alle hardwaretechnischen Anpassungen sind in Raspberry PI OS bereits fertig konfiguriert. Unter Ubuntu musste ich zum Beispiel die Hardwareunterstützung zur Wiedergabe von H264-Videos (für YouTube im Browser) nachinstallieren. Ansonsten wäre der ARM-Prozessor mit dem Encoden per Software schnell überfordert und sehr warm geworden. Mit dem Ansprechen spezieller Hardware für das Encoden sind höhere Videoauflösungen möglich.

Video, WLAN, Bluetooth … unter Raspberry PI OS funktioniert auf Anhieb alles.

Da ich eine passive Gehäusekühlung einsetze, werfe ich einen Blick auf die Temperaturen. Diese zeigen Entwarnung. Mehr als 65 Grad übersteigen die Temperaturen der CPU auch im späteren Dauerbetrieb nie. Die vier nicht übertakteten CPU-Kerne fahren nur bei Bedarf von 600MHz auf bis zu 1.500MHz hoch.

Das originale Raspberry pi OS wirkt kindlich und verspielt. Große Icons, klobige Systemschriften, breite Fensterrahmen und auch die Systemfarben gefallen mir persönlich nicht. Aus diesem Grund hatte ich mich anfangs für Ubuntu entschieden. Wenn man jedoch weiß, dass der Rechner für den Bildungssektor und Computereinsteiger entworfen wurde, passt dies aber wieder.

Ich habe mir als grafische Oberfläche MATE nachinstalliert und diese etwas „gepimpt“. Auch andere Oberflächen wie Gnome oder KDE sind möglich; verbrauchen aber etwas mehr Ressourcen. Für mich ist MATE ein guter Kompromiss zwischen moderner Oberfläche und moderater Hardwareanforderung.

Temperaturen zwischen 45 und 65 Grad sind unkritisch

Fertig eingerichtet bootet das System nach dem Einschalten ca. 30 Sekunden in die Anmeldemaske. Nach Anmeldung und weiteren 15 Sekunden steht der Desktop zur Verfügung. Das ist völlig in Ordnung. Trotzdem wird der stromsparende Rechner in den nächsten Tagen oft eingeschaltet bleiben und einige Tage durchlaufen. Einen Monat soll er mir nun zur Bewältigung aller anfallenden Aufgaben dienen.

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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