Wenn man etwas nicht vermisst; hat man es dann je wirklich gebraucht? Wow … welch tiefgründiger Einstieg für einen techniklastigen Beitrag.
Einen Monat lang will ich den Raspberry Pi (im weiteren Text kurz „Raspi“) als Hauptrechner verwenden. Statt fettem iMac soll ausschließlich dieser winzige und preiswerte Einplatinencomputer bei der Bewältigung aller anfallenden digitalen Aufgaben dienen.
Der Winzling ist nicht größer als eine Kreditkarte. Prozessor und Arbeitsspeicher sind fest auf der Platine verbaut. Leistungsstarke PCs benötigten in der Regel ein großzügiges Netzteil und verbrauchen mit dicken Grafikkarten schnell mehrere hundert Watt. Der Raspi wird von einem kleinen USB-Netzteil mit Strom versorgt. Mein iMac hat ca. 2.000,- Euro gekostet. Den Raspberry gibt es ab 80,- Euro zu kaufen. Hätte ich mir statt iMac lieber 25 Raspis kaufen sollen? Natürlich nicht. Wir vergleichen hier Apple mit Birn … ähm … Himbeeren (engl.: Raspberry).
Doch zurück zur Motivation: Warum sollte man einen Monat lang auf den Komfort seines leistungsstarken Desktops verzichten?
Fast jeder von uns hat beispielsweise eine Vielzahl von Apps auf dem Smartphone installiert. Ob nun Candy Crush oder Lightroom. Schnell sammeln sich verschiedene Anwendungen für unterschiedlichste Zwecke auf dem Gerät. Als Hobbyfotograf besitze ich bereits eine größere Anzahl an Apps nur für den Bereich Bildbearbeitung auf dem Telefon. Was sich da auch wieder angesammelt hat … . Klar, da kann man mal wieder aufräumen. Einige Programme hat man nur testweise installiert. Die Anwendung zur Beseitigung stürzender Linien hab ich nur wenige Male benutzt. Letztens hat man mir erzählt, dass man dies auch in Snapseed korrigieren kann. Ich nutze Snapseed oft und gern – aber dies war mir neu. Also doch erst mal die vorhandenen Lösungen genauer anschauen, statt gleich ein weiteres Programm zu installieren? … und hätte ich mich in einigen Monaten überhaupt noch daran erinnert, dass eine Anwendung mit dem nichtssagenden Namen SKRWT diese stürzenden Linien beseitigt?
Aktuell geht ein „Digital-Detox-Hype“ herum. Mal einen Monat nicht diesen Stress mit den digitalen Ablenkungen in Form von Facebook, Instagram und Co haben … . Das finde ich prinzipiell interessant, obwohl ich diese „sozialen Netzwerke“ selbst wenig nutze. Anders ist es bei meinem Desktop. Das Setup ist stabil. Einen Apple-Rechner und die meisten Programme nutze ich intensiv und schon viele Jahre. Doch was davon brauche ich wirklich? Auf welche Anwendungen und antrainierten Routinen könnte ich verzichten? Dies gilt es herauszufinden.
Mein Raspi ist nicht nur leistungsschwächer. Durch den ARM-Prozessor und Linux als Betriebssystem stehen die gewohnten Anwendungen nicht zur Verfügung. Die Umstellung erscheint groß. Ein paar Tage auf Bekanntes verzichten kann jeder. Berichte über den Raspi als Desktopalternative beschreiben meist nur einen Wochenendausflug. Meine Reise soll einen Monat gehen. Beste Voraussetzungen für neue Perspektiven.
Im nächsten Artikel gehe ich auf die Hardware des Raspi ein.