4 Filme – 4 Kameras

Aus dem Urlaub mit vielen Eindrücken, Vorsätzen und Bildern zurück, möchte ich mich zunächst nicht an neue Themen machen. Erst einmal möchte ich einige „offene“ Projekte abschließen.

Die analoge Pentax ProgramA war vor dem Urlaub noch für das Doppelbelichtungsprojekt im Einsatz. Davor hatte sich das Projekt „4 Filme – 4 Kameras“ in Eigendynamik entwickelt. Die vier Filme sind zwischenzeitlich entwickelt. Ich habe darüber jeweils hier berichtet. Nun möchte ich ein paar abschließende Worte finden:

Es hat Spaß gemacht! Das analoge Fotografieren war eine tolle Erfahrung. Ob das Thema Analogfotografie mich nachhaltig beeindruckt hat, kann ich aber abschließend noch nicht sagen. Die erste Begegnung fand mit der Pentax MX statt:

„Die Hübsche“

Die MX ist ein richtiger Augen-und Handschmeicheler. Sie ist leicht, klein und sehr gut verarbeitet. Mit der komplett manuellen Bedienung, auch wenn ein paar LEDs bei der Wahl der richtigen Belichtung unterstützen, hatte ich die richtige Kamera für den Einstieg gewählt. Die Einstellung der richtigen Blende, Belichtungszeit und ein manueller Fokus sind gleich mehrere Faktoren, die einen oft Automatik nutzenden Digitalfotografen fordern.

Die gespannt erwartete Entwicklung des ersten Film brachte positive Resultate. Blut war geleckt.

„Die Solide“

Die Praktica MTL5B hätte ich auch „Die Praktische“ betiteln können. Aber aus Rücksicht vor dem Phrasenschwein möchte ich darauf verzichten. Die Kamera aus der ehemaligen DDR macht einen soliden Eindruck. Sie ist schwerer als die MX und wirkt auf den ersten Blick einfacher gestaltet. Doch ich mag ihre geraden Linien.

Auf der Praktica leistete beim zweiten Film ein eher durchschnittliches Objektiv seinen Dienst. Obwohl sich auch die Ergebnisse der Praktica sehen lassen können, wäre mit einer besseren M42-Linse noch mehr möglich gewesen. Doch das Projekt sollte auch aus Kostensicht im Rahmen bleiben. Und so sitzt auch heute noch dieses Objektiv auf der Kamera. Die Kamera ist definitiv die Lauteste in diesem Vergleich. Der dazugehörige Spiegelschlag ist für seine Verwacklungsgefahr berüchtigt. Dank kurzer Belichtungszeiten am Tag konnte ich dieses Problem nicht nachvollziehen.

„Die Vermessene“

Jetzt kommt es dann doch noch zum Einsatz – das Phrasenschwein. Die kleine Rollei XF35 ist eine Messsucherkamera mit einem kleinen Problem. Der dritte entwickelte Film brachte zum Vorschein, dass die Mechanik des Messsuchers in Zusammenarbeit mit dem festen Objektiv nicht einwandfrei arbeitet. Dabei werden dem Objektiv sehr gute Eigenschaften nachgesagt.

Die Rollei XF35 ist eine einfach zu bedienende Kamera. Bei der Belichtung hilft eine Automatik. Nur den Fokus muss man von Hand setzen. Als Kleinste der getesteten Kameras passt sie durchaus noch in Jackentaschen.

Nach den durchweg schlechten Ergebnissen, dem Defekt geschuldet, verschwand die Kamera schnell wieder unangetastet in der Schublade.

„Die Nützliche“

Die Bildergebnisse der Pentax ProgramA haben mich dagegen sehr überzeugt. Beim Fotografieren unterstützt die Kamera mit einer zuverlässigen Belichtungsautomatik. Diese hat beim vierten und letzten Film nicht ein einziges Mal danebengelegen. Alle Bilder wurde optimal belichtet.

Durch diese Automatik wurde das Fotografieren noch einmal wesentlich komfortabler. Der geübte Fotograf mag auch die Belichtung manuell steuern. Ich hingegen war froh, mich nur noch um Blende und Schärfe kümmern zu müssen.

Auf der ProgramA kam das vergleichsweise beste Objektiv zum Einsatz. Das Pentax K 50/f1.4 SMC bildete hervorragend ab und ist zwischenzeitlich per Adapter auch auf einer Systemkamera im Einsatz. Auf der analogen Kamera machte es die ProgramA zu meinem persönlichen Favoriten.

Vier Kameras mit vielen Unterschieden und einer Gemeinsamkeit: Sie besitzen den gleichen Sensor – hier liebevoll Film genannt. 😉

Der FujiColor C200 war als preiswerter Einstiegsfilm gedacht. Mit seinen bunten und kräftigen Farben bedient er jedoch meine farbtechnischen Vorlieben. Auch unabhängig vom Preis würde ich bei einem Farbfilm wieder zum FujiColor C200 greifen.

Die Filme wurden in einem Drogeriemarkt vor Ort entwickelt. Dies war nicht immer problemlos. Für ca. 12,- EUR bekam ich neben dem entwickelten Film jeweils Abzüge und eine Foto-CD. Auf dieser optional bestellten CD waren die Scans als JPEG enthalten. Mit der Bildqualität bin ich grundsätzlich zufrieden. Für Fotos in Postkartengröße reicht die Auflösung der Scans. Auch für den TV oder das Internet kann man die Bilder gut verwenden. Pixelpeeper kommen bei Auflösungen von 1.536 x 1024 Pixel schnell an Ihre Schmerzgrenze.

Wer trotz fehlendem Fotoscanner höhere Auflösungen benötigt, kann die Filme natürlich in höherpreisigen Fotolaboren entwickeln lassen.

FAZIT

Nach über 15 Jahren Analog-Abstinenz war das Thema Analogfotografie für mich eine positive Erfahrung. Die Art und Weise des Fotografierens ist eine Andere. Für mich bedeutet es „bewußteres Fotografieren“. Preis und anzählige Beschränkung erfordern eine höhere Aufmerksamkeit und eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Motiv.

Dass „weniger manchmal mehr“ ist, macht sich auch nach dem Fotografieren bemerkbar. Weniger Bilder bedeuten auch weniger Nachbearbeitung und Auswahlqual. Wer sortiert schon gern 2.000 Urlaubfotos? Das Argument eines Fotofreundes, der für einen vergleichbaren Einsatz von Digitalkameras pragmatisch den Einsatz kleinerer Speicherkarten vorschlug, amüsiert mich noch immer.

Auch wenn zwischen einer Leica M7 und einer Rollei XF35 mechanische Welten liegen, so fehlt analogen Kameras gemeinsam ein technischer Diskussionspunkt: Als austauschbarer und universell einsetzbarer Sensor fungiert ein Film. Und dieser ist oft auch noch sehr gutmütig und verzeiht geringe Abweichungen bei der Belichtung. Somit beschränkt sich der Unterschied im Analogbereich im Großen und Ganzen auf den Einsatz der Optiken und die Arbeit des „Kameramanns“ (oder auch -frau).

Zwei leere Fuji-Filme besitze ich noch. Diese werde ich mit der Pentax ProgramA aufbrauchen. Die Pentax MX geht voraussichtlich an Christian; die Rollei X35 werde ich als defekt deklariert abgeben.

Ob ich das Buch der Analogfotografie dann zuschlagen und die ProgramA verkaufen werde, mag ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Warten wir doch diese beiden Filme ab …

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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