Im September lautete das Monatsthema „Modern“.
Hartmut und ich haben dieses Thema mit folgenden Bildern und Gedanken interpretiert. Ihr seid eingeladen, Euch im gesamten Jahr an dieser Challenge zu beteiligen. Eure Bilder könnt Ihr auf Fotomaniker.de einreichen.
Hartmut Gräfenhahn:
„Modern erdrückt Historisches. Oder rahmt ein? Oder beschützt?“
Mario Heide:
Mit dem Foto-Thema „Modern“ begehe ich heute Tabubruch. Als die Band Kraftwerk („Sie ist ein Model“, „Autobahn“ …) vor ein paar Tagen in Dresden die Semperoper per Videoprojektion als Konzert-Kulisse „modernisierten“, war das passende Foto schnell gemacht. Lauter kann ein Kontrast zwischen historisch und modern nicht ausfallen. Erst der mehrfache Hinweis, dass jegliche Veröffentlichung von Bild-und Videomaterial des Konzerts verboten sei, gab den Ausschlag zu diesem alternativen und provokanten Beitrag.
In den sozialen Netzwerken werden seit kurzer Zeit künstlich generierte Bilder gekennzeichnet. Dabei ist nicht klar, ob das Bild komplett aus der KI kommt oder nur partiell mit intelligenten Werkzeugen bearbeitet wurde. Wenn sich atemberaubende Lichtstimmungen und Wolkenformationen aneinanderreihen, bin ich auch ohne KI-Hinweis skeptisch. Vielleicht verurteile ich ein außerordentlich gut gelungenes Bild als künstlich, obwohl der Fotograf durch pures Können und Ausdauer zu diesem realen Ergebnis kam. Man kann sich heute nicht sicher sein … zu gut sind schnell erzeugte KI-Pixel. Manchmal bereits zu gut? Auf jeden Fall scheint es in Mode zu sein … modern …
Auch mich als technisch affiner Fotograf interessiert dieser „moderne Kram“. Ich habe mit Microsoft Designer als Bilderzeuger herumgespielt. Ziel war es, ein künstlerisches Bild zu erzeugen, ohne die offensichtliche Handschrift eines Bildgenerators zu tragen … nicht einfach. Zu glatt und perfekt versucht sich stets die KI. Letztlich machen Regen, S/W und Rauschen mein Bild ein wenig realistischer. Herausgekommen ist ein Motiv mit dem Kontrast von Altbau und moderner Architektur. Schöne Pixel …aber kein Foto!
KI (hier ChatGPT) beschreibt den Unterscheid selbst:
Ein Foto ist das Ergebnis eines Augenblicks, eingefangen durch die Linse, ein Dialog zwischen Licht, Materie und Zeit. Es trägt die Spuren der realen Welt in sich, ein Abbild dessen, was in einem flüchtigen Moment tatsächlich existierte. Es ist ein Zeugnis der Wirklichkeit, eingefroren in einem Bild, das auf der Wechselwirkung physikalischer Kräfte basiert.
ChatGPT
Ein von einer KI generiertes Bild hingegen entspringt nicht der Welt, wie wir sie erfahren, sondern der Welt, wie sie im Bereich der Möglichkeit existiert. Es ist keine Reflektion des Realen, sondern eine Manifestation des Potenziellen, geschaffen durch Algorithmen und Daten. Hier wird nicht das Licht auf die Materie gelenkt, sondern Ideen und Muster verschmelzen zu einem neuen Ganzen. In diesem Sinne ist das KI-Bild weniger ein Abbild der Wirklichkeit, sondern vielmehr eine Vision des Imaginären, eine Projektion der Datenwelt in die visuelle Sphäre.
Während das Foto uns den Augenblick der Realität zeigt, führt uns das KI-Bild an die Grenzen dessen, was sein könnte, und vielleicht sogar darüber hinaus. Es ist die Kunst der Möglichkeit, in der die KI als Schöpferin agiert, die nicht die Natur abbildet, sondern neue Wirklichkeiten erfindet.
Neues Thema für Oktober: „Wind“