Nein, das ist keine Kunst und kann weg

Der B&W600-Film für die Polaroid war wenige Tage später da. Acht Bilder sind im Set enthalten. Früher waren es noch zehn Aufnahmen.

Mit 16,- EUR liegt der Preis pro Bild also bei 2,- EUR. Ein Instax-Square-Bild kostet nur ungefähr die Häfte.

Hartmut hatte mich vor der „künstlerischen Note“ der Plastiklinse gewarnt. Ich war gespannt, ob dieser Film der Polariod überhaupt neues Leben einhauchen würde. An „Kunst“ war erst einmal nicht zu denken.

Nach dem Auspacken des in Aluminiumfolie geschützen Filmsets war es soweit. Durch Einschieben des neuen Films, der auch neue Batterien enthält, kam krächzend die Abdeckplatte des Sets motorisch als erstes „Bild“ aus der Kamera herausgefahren. Das schwarze Stück Plastik sollte sich nicht als schlechtestes Bild erweisen.

Meine Frau musste als Modell für das erste Bild herhalten. Geduldig posierte Sie vor dem Küchenfenster. Doch obwohl die grüne LED an der Kamera Einsatzbereitschaft versprach, rührte sich auch nach mehrmaligem Betätigen des Auslösers nichts.

Na toll! Das Ding schien also doch kaputt zu sein!

Ziemlich enttäuscht hielt ich den Apparat in den Händen … als er plötzlich erwachte und blitzend das erste Bild ausspuckte. Nach dem ersten Bild folgten wie von Geisterhand ausgelöst ein zweites … dann ein drittes … und auch ein viertes! Einen AUS-Schalter hat die Kamera nicht. Ich war erleichert, dass die Kamera nach dem vierten Bild, also der Hälfte der verfügbaren Aufnahmen, auch selbst wieder aufhörte.

Und so kam ich zu meinen ersten vier Bildern. Nur auf dem ersten Bild ist mit genügend „künstlerischem Blick“ unsere Kaffeemaschine erkennbar. Es würde notfalls aber auch als Röntgenbild durchgehen. Die anderen drei Bilder sind teure weiße Motive auf weißem Rahmen. Kunst?

Etwas unsicher, ob sich beim nächsten Druck auf den Auslöser auch die restlichen Bilder ähnlich unkontrollierbar aus der Kamera schießen, wagte ich es dann aber doch. Meine Frau also wieder ran an das Fenster und dann … ein Auslöser … ein Blitz … ein Bild!

Anders als die Bilder der Instax sollen die Polaroid-Bilder lieber 20 Minuten im Dunklen entwickeln. Also wanderten die frischen Bilder erst einmal ins Innere einer Zeitschrift.

Für die Wartezeit revanchierte sich meine Frau mit einem Bild von mir. Die Kinder kamen dann einige Tage später vor die Plastiklinse. Die alte Kamera schien sich gefangen zu haben und funktionierte. Das etwas zensierte Ergebnis:

Natürlich ist ein analoges Bild in unserer schnellen und digitalen Welt zwischenzeitlich etwas Besonderes. So ist es auch beim Sofortbild. Es existiert nur dieses eine Original. Eine Vervielfältigung ist problemlos nicht möglich. Hinzu kommt sicherlich, dass man bei 2,- EUR Bildpreis auch nicht beliebig viele Bilder machen möchte. Man beschränkt sich halt.

In meinem Fall beschränke ich den Einsatz erst einmal auf diese vier Aufnahmen. Die Qualität der Aufnahmen ist mäßig. Da waren die Bilder der Instax deutlich schärfer. Dafür ist das Polaroid-Bild etwas größer als eine Instax-Square-Aufnahme. Die Polaroid-Bilder besitzen einen leichten Braunton und dadurch einen leichten Sepia-Look. Dies liegt mir persönlich nicht so.

Man kann auch mit einem Sofortbild künstlerisch aktiv werden. Aber ob es dazu die Polaroid 635 CL Supercolor sein muss? Nein, meine überwiegenden Bilder mit dieser Kamera waren keine Kunst und können weg!

B&W600:

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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