Pentax MX – Das Experiment

Keinesfalls wollte ich die analoge Büchse der Pandora öffnen. Doch dann kam es anders.

„Es“ trägt dabei den Namen Christian, der auf dem Fotoausflug Rügen mein Interesse am Thema Analogfotografie weckte. Mit seinen analogen Schätzen, die teilweise 60-70 Jahre alt sind und noch heute zuverlässig ihren Dienst verrichten, kamen wir zwangsläufig auf das Thema Film.

Interessanterweise geht es bei der Analogfotografie heute nicht nur um die Thematiken Bildqualität, Bildwirkung oder Kameratechnik. Vielmehr vereint heutige Analog-Fotografen oft der besondere und bewusste Weg zum Bild. Allein Kosten und Beschränkung auf 36 Bilder pro Kleinbildfilm lassen den Druck auf den Auslöser zu einem kleinen Ereignis werden, den man durch Serienaufnahmen an heutigen Digitalkameras oft verlernt bzw. vergessen hat. Sucht man sich aus einer Vielzahl digitaler Bildern das vermeintlich beste Foto aus, so muss bei einer Filmkamera der Moment bereits bei Auslösung passen.

Dieses Gefühl wollte ich nun einmal erleben. Ich habe mir deshalb zwei Kameras gekauft. Analoge Kameras sind heute sehr preiswert. So bekommt man im größten Auktionsportal funktionierende Geräte für 10-20 Euro angeboten, die sich unsere Väter und Großväter nur selten leisten konnten. Obwohl die Preise in letzter Zeit wieder etwas angezogen haben, Retro liegt im Trend, bekommt man für kleines Geld oft hochwertige analoge Technik. Nicht selten ist im Set bereits ein brauchbares Objektiv enthalten.

Für meine Zwecke sollte es neben einem analogen Arbeitspferd aus der DDR (über diese Kamera werde ich später berichten) eine besondere Kamera sein.

Die Pentax MX aus dem Jahre 1976 ist nur etwas jünger als ich. Die kleine Kamera im klassischen Spiegelreflex-Design ist für mich eine der schönsten Kameras. Da ich kompakte Kameras mag, musste es also unbedingt ein solches Modell sein. Leider kostet diese Kultkamera etwas mehr als andere Modelle. Für 100-200 Euro gibt es jedoch brauchbare Exemplare, die preisstabil auch für einen eventuellen Wiederverkauf geeignet sind. Neben dem im Set befindlichen Pentax 28mm/2.8 – Objektiv lieh mir Christian kurzerhand ein passendes Pentax 50mm/1.4. Damit sollte ich nun meine ersten analogen Versuche starten.

Als Film sollte eine Standard-Rolle dienen. Der Fujicolor C200 ist ein preiswerter Negativfilm. Für ca. 5,- Euro bekommt man 2×36 „Momente“ beim Internethändler seines geringste Misstrauens.

Zur Auswahl sollten es zunächst bekannte Motive sein. Diese habe ich bereits mehrfach digital abgelichtet. Ein Vergleich mit der digitalen Version ist somit einfach möglich.

Die ersten Bilder:

Ich finde, ein gewisser analoger Charme ist den Bildern nicht abzusprechen. Nun haben die Bilder keinen künstlerischen Anspruch und eher einen testdokumentarischen Charakter. Als Funktionstest für die Kamera und erste Gehversuche sind sie aber geeignet.

Auf den unveröffentlichten Portraits meiner Kinder machte das 50mm-Objektiv bei Offenblende am analogen Vollformat ein eindrucksvolles Bokeh. Mit den 28mm kam ich sehr gut zurecht. Diese universelle Brennweite mag ich seit der Nikon Coolpix A.

Die Bilder sind unbearbeitet; manche auch etwas schief (ja, die analoge Kamera hat keinen künstlichen Horizont).

Der fertige Film, den man liebevoll per Hand mit einer kleinen Kurbel zurückdrehen muss, landete zur Entwicklung bei Rossmann. Diese lassen meines Erachtens bei CEWE entwicklen. Neben ein paar einfachen Abzügen habe ich eine Foto-CD mit den Scans der Bilder mitbestellt. Somit stehen mir die analogen Bilder neben Film auch digital zur Verfügung. Über die geringe Scan-Auflösung wurde ich im Vorfeld gewarnt. CEWE liefert die Bilder in der Qualität, die scheinbar für Belichtungen in 10x15cm genügt. Ich hatte ja Hoffnung auf eine höhere Auflösung, als ich den Bildordner „Large“ öffnete. Doch dort befanden sich leider nur die Scans mit 1536×1024 Pixel. Wozu man die geringeren Auflösungen in „Medium“ oder „Small“ benötigt, bleibt mir ein Rätsel.

Für diese Seite reicht die Qualität jedoch aus, da ich auch sonst die digitalen Bilder auf max. 1.600 Pixel Breite rechne.

Letztlich hat dieser erste Film sehr viel Spass und (Vor)Freude bereitet. Und dies macht meines Erachtens einen großen Teil der Begeisterung für Analogfotografie aus. Die bewusste Beschränkung auf eine Handvoll Bilder, notwendige Handarbeit durch fehlende Automatiken der Kameras … und fast eine Woche Warten auf das fertige Ergebnis.

Ich werde digital bleiben. Zum gestrigen Osterfeuer lag eine digitale Kamera in der Fototasche. Doch analoge Fotografie hat ihre Berechtigung. Ich werde mit der Pentax MX sicher noch einige interessante Momente erleben. Doch zunächst wartet der zweite Analogschatz auf ihren Einsatz. Ich werde berichten …

Aufgenommen mit Pentax MX und Fujicolor C200:

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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