Eine Sigma DP1S in 2018 (3/3)

Bei genügend Licht fühlt sich die Sigma DP1S pudelwohl. Doch auch hier gibt es im wahrsten Sinn des Wortes „Licht und Schatten“.

Die optionale Sonnenblende soll die Bildqualität bei schräg einfallendem Sonnenschein deutlich verbessern. Ich selbst besitze diesen aufsetzbaren Tubus nicht; trägt er doch an der Kamera sichtlich auf und beraubt der kleinen Kamera ihre Kompaktheit. Weiterhin zeigt sich auch beim Display das wahre Alter der Kamera. 230.000 Pixel auf 2,5 Zoll sind aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß. Zwar reicht der Monitor für die Komposition des Bildausschnittes durchaus aus, bei hellem Umgebungslicht wird das Fotografieren mit dem blendenden Display schnell zum Glückspiel.

Dass es aber trotzdem geht, zeigen die restlichen Bilder aus Berlin und die kurz darauf aufgenommenen Fotos auf der Landesgartenschau 2018 in Burg.

Regierungsviertel Berlin:

Landesgartenschau 2018 Burg:


Fazit

Die kleine Sigma hat mich nachhaltig positiv überrascht und in meiner Meinung bestätigt, dass das limitierende Element meist hinter der Kamera werkelt. Auch 2018 können sich die Bilder der fast 10 Jahre alten Sigma meines Erachtens durchaus sehen lassen. Durch den flächentechnisch großen Sensor und der damit möglichen Freistellung bietet die Sigma auch heute noch Vorteile gegenüber gängigen Smartphonekameras (auch wenn das Bokeh von einigen Handys heute schon künstlich errechnet wird).

Die pixelgenaue Auflösung der Aufnahmen mit dem 4.7-Megapixel-Foveon-Sensor kann man durchaus mit 10MP herkömmlicher Kameras vergleichen. Während der kleine Auflösungsvorsprung des Sensors von aktuellen Kameras zwischenzeitlich überholt wurde, bleibt den DP-Aufnahmen ein bestimmter Farblook erhalten. Diese „Foveon-Farben“ sind auch heute noch in meinem Augen erkennbar. Zwar wurden die abgebildeten Fotos meist in Lightroom mit meinen Standardprofilen bearbeitet, doch bilden bereits die RAW-Bilder eine farbenprächtige Grundlage. Die internen JPGs der Sigma habe ich schnell vergessen. Zu viele Vorteile bietet das RAW in der Nachbearbeitung.

Für wen ist die Kamera heute noch geeignet? Als Hauptkamera wird die Sigma DP1S mit Sicherheit nicht eingesetzt werden. Lichtempfindlichkeit und Geschwindigkeit schränken den Einsatz ein.
Wer jedoch wie ich oft mit einer 50mm-Festbrennweite unterwegs ist, kann statt zusätzlichem Weitwinkelobjektiv auch eine kleine Sigma einstecken, die dann auch noch als Backup eingesetzt werden kann. Zwar gibt es mit der Ricoh GR oder einer Fujifilm XF10 heute kompakte Alternativen mit einer Festbrennweite von 28mm; im Gegensatz zur preiswerten Sigma kosten diese jedoch mindestens 500,- EUR. Eine DP1S wechselt in eBay meist für 100-150 Euro den Besitzer.

Neben Preis und Bildqualität entscheidet letztlich oft ein anderer Punkt. Und dieser wichtige Punkt ist, ob man die Kamera gern in die Hand nimmt und benutzt. Und hier hat Sigma mit der urspünglichen DP-Serie einen kleinen Klassiker in die Welt gesetzt. Sigma geht mit der aktuellen Quattro-Reihe weiter einen sehr eigenwilligen Weg. Ob man diese außergewöhnlichen Kameras mag, ist letztlich eine sehr persönliche Entscheidung.

Alle Bilder aufgenommen mit:

Über Mario Heide

Mario Heide ist gelernter Bankkaufmann, Data Scientist und Hobbyfotograf. Neben Datenbanksystemen und Softwareprogrammierung beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit dem vielseitigen Thema Fotografie.

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